Sicheres Ding oder hohes Risiko? Nicht jedes Prospect im bald anstehenden NFL Draft 2023 (27. bis 29. April in Kansas City) kommt mit dem gleichen Risiko. Manche sind in ihrer Profession bereits vergleichsweise weit fortgeschritten und können Teams direkt weiterhelfen, haben aber kaum Upside darüber hinaus. Andere haben Weltklasse-Anlagen, aber bis dato noch nicht gezeigt, dass sie diese konstant auf den Rasen bringen können. Daher stellen wir von TOUCHDOWN24 euch heute auf jeder Positionsgruppe einen vergleichsweise „sicheren“ und einen „risikoreichen“ Spieler vor.
Quarterback
Sicher: Bryce Young, Alamaba
Risiko: Anthony Richardson, Florida
Keine große Überraschungen auf der Quarterback-Position: Young war der konstanteste Spieler auf dem College und hat in der harten SEC gegen Gegner wie Georgia und Co. oft genug gezeigt, dass er wohl ein solider Starter von Tag 1 weg sein wird. Seine Größe (oder eher den Mangel daran) ist eine Sorge, doch eher in dem Sinne, ob Young jemals das Level eines absoluten Elite-QBs erreichen kann. Dass er ein solider NFL-Spieler sein wird, das stellt wohl niemand ernsthaft infrage.
Zu Richardson habe ich mich bereits mehrfach geäußert. Man könnte argumentieren, seine Fähigkeiten am Boden geben jeder Franchise, die den physischen Freak drafted, einen soliden Floor. Doch der 20-Jährige ist noch derart roh als Passer, dass er der Inbegriff eines Boom-or-Bust-Prospects ist. Dennoch bin ich mir sicher, dass Richardson mit seinen Fabelzahlen bei Combine und Pro Day innerhalb der ersten fünf Picks vom Board gehen wird.
Receiver (WR + TE)
Sicher: Jaxon Smith-Njigba, Ohio State
Risiko: Quentin Johnston, TCU
Wenn dich dein Receiver-Coach auf dem College als besser bezeichnet als zwei Spieler, die es in ihren Rookie-Saisons im Vorjahr zusammen auf über 2.000 Receiving-Yards geschafft haben, bist du wohl ein „sicheres“ Ding. So geschehen bei Smith-Njigba, der laut Ohio States WR-Coach Brian Hartline ein größeres Talent ist als der amtierende Rookie of the Year Garrett Wilson und New Orleans' Chris Olave. „JSN“ ist der Prototyp eines Slot-Receivers und wird nicht viel Eingewöhnungszeit in der NFL benötigen.
— Dalton Kates (@Dalton_Kates) April 3, 2023Brian Hartline ranked his top WRs he’s coached at Ohio State
His ranks:
1. Marvin Harrison Jr
2. Jaxon Smith-Njigba 👀
3. Garrett Wilson
4. Terry McLaurin
5. Chris Olave
Wie alle anderen Receiver in dieser Draftklasse kann JSN aber nicht mit den Tools, der Größe und der Explosivität von Johnston mithalten. Der TCU-Star stammt aus dem Baukasten für X-Receiver, ist aber auf dem College noch einen relativ kleinen Route Tree gelaufen. Das Upside ist massiv, doch es braucht mehr als physisches Talent zu einem großartigen NFL-Receiver. Dennoch ist Johnston das Risiko klar wert und wird sicher in der ersten Runde vom Board gehen.
Runningback
Sicher: Bijan Robinson, Texas
„Risiko“: Bijan Robinson, Texas
Die Runningback-Position ist eine der Positionen, bei der die GMs der Liga am ehesten nach „Traits“, also nach physischen Voraussetzungen, draften. Robinson hat fast alle Traits, die man sich als Manager wünschen kann, und gilt bei vielen Experten in den USA als bestes RB-Prospect der letzten fünf oder gar zehn Jahre. Er ist ein Talent, wie es einst Saquon Barkley war – ein echter Three-Down-Runningback mit eigentlich keinen Schwächen in seinem Spiel.
— NFL (@NFL) April 13, 2023
Das Einzige, was man bei Bijan potenziell kritisieren könnte, ist sein Hang zum Big-Play. In der NFL wird er öfter das nehmen müssen, was ihm die Defense anbietet. Dennoch: Kein Spieler im Draft ist sicherer und hat ein größeres Upside als Robinson. Wenn er nicht als erster Runningback vom Board geht, fresse ich wohl nicht als einziger NFL-Journalist einen Besen. Ob es die erste Runde wird, hängt wohl von der Bereitschaft der Liga ab, Runningbacks so früh zu draften – ich würde aber nicht dagegen wetten.
Offensive Line
Sicher: Peter Skoronski, Northwestern
Risiko: Chandler Zavala, N.C. State
Skoronski ist, da sind sich die Experten in den USA einig, der technisch gesehen beste und konstanteste Offensive Tackle dieser Draftklasse. Er bietet zudem die Sicherheit, dass er auch als erstklassiger Guard eingesetzt werden kann, wenn seine Armspanne von 81,9 Zentimetern in der NFL nicht ausreicht, um Tackle zu spielen. Andere Tackles wie Ohio States Paris Johnson Jr. (91,8 Zentimeter Armspanne) haben mehr Upside, aber meistens auch deutlich weniger gespielt als Skoronski.
Hier soll es aber nicht um Johnson Jr. gehen, sondern um Chandler Zavala von N.C. State, für mich eine absolute Wildcard in dieser Draftklasse. Der 24-Jährige hat das klar beste physische Profil aller Guards, lief den Three-Cone-Drill beim Combine in unglaublichen 7,58 Sekunden und erlaubte laut Pro Football Focus auf dem College bei 422 Pass-Blocking-Snaps nur vier Pressures. Zavala hat aber nur ein Jahr gespielt und muss erst noch zeigen, dass er diese Leistungen bestätigen kann – gerade auf dem nächsten Level.
Defensive Line
Sicher: Will Anderson Jr., Alabama
Risiko: Lukas van Ness, Iowa
Man holt nicht einfach so nebenbei 200 Quarterback-Pressures in drei Saisons gegen die besten Konkurrenz im gesamten Land, wenn man es nicht drauf hat. Anderson ist für viele der beste Defender der Draftklasse und wird vielleicht nicht sicher ein Hall of Famer, aber doch garantiert ein erstklassiger Spieler auf dem nächsten Level. Niemand hat einen derart hohen Floor, wenn wir Georgias Jalen Carter einmal ausklammern, der aber legal mit Problemen zu kämpfen hat.
Lukas Van Ness (no. 91) can generate serious power as a pass rusher pic.twitter.com/lynJ0QKeDc
— Connor Rogers (@ConnorJRogers) April 16, 2023
Beim Risikospieler an der D-Line habe ich etwas länger gebraucht, da es so viele Spieler mit hohen Ceilings gibt (Anderson, Tyree Wilson, Nolan Smith). Letztlich habe ich mich aber für van Ness entschieden, der mit seinen 1,98 Metern und 123,4 Kilogramm sowie einer Armspanne von 86,4 Zentimetern ein physischer Freak ist, aber dennoch vor Explosivität und Agilität nur so strotzt. Mit dem physischen Paket von van Ness kann schlichtweg kein Edge-Defender mithalten.
Linebacker
Sicher: Jack Campbell, Iowa
Risiko: Trenton Simpson, Clemson
Campbell konnte letzte Saison das höchste PFF-Grade (91,4) aller Power-Five-Linebacker in den USA einstreichen und überzeugt nicht nur mit seiner Production auf dem Feld. In Sachen Größe, Athletik und Spielverständnis sucht man in dieser Draftklasse seinesgleichen auf der LB-Position. Campbell ist auf fast jedem Board die Nummer Eins und auch für mich das sicherste und beste Prospect bei den Linebackern.
Hinter Campbell wird es interessanter. Simpson hat Gardemaß für einen modernen Offball-Linebacker, von seinem Gewicht (106,6 Kilogramm) womöglich einmal abgesehen. Seine Combine-Werte konnten mit denen von vielen Cornerbacks mithalten. Mit nur zwei Pass-Breakups und keiner einzigen Interception in 612 Coverage-Snaps auf dem College haben wir sein Talent bislang aber zu selten gesehen – das macht ihn zu einem High-Upside-Pick mit sehr viel Risiko.
Secondary (CB + S)
Sicher: Brian Branch, Alabama
Risiko: Christian Gonzalez, Oregon
Branch ist meiner Meinung nach eines der sichersten Prospects der gesamten Draftklasse. Er versteht seine Assignments und verpasst selten wichtige Tackles. Auf dem College in Alabama erlaubte er bei 57 Targets in seine Coverage nur 14 First Downs. Bei seinen 92 Tackle-Versuchen entwischte ihm nur drei Mal sein Gegner. Branch mag nicht das Upside anderer Secondary-Spieler haben, doch er wird einen sicheren Floor über viele Jahre hinweg bringen.
Mit seiner Größe von 1,85 Metern, seinem Gewicht von 89,4 Kilogramm und seinen unglaublichen Zahlen bei der Combine (4,38 Sekunden für 40 Yards!) ist Gonzalez einer der besten Athleten der 2023er-Klasse, nicht nur auf die Secondary bezogen. Er ist erst 20 Jahre alt und sollte deswegen noch mehr Konstanz in sein Spiel bringen. Gonzalez sind nach oben hin kaum Grenzen gesetzt, was ihn vermutlich in die Auswahl an Tag 1 spülen wird.
Author: William Rowe
Last Updated: 1702891561
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